5.3
Wirtschaft zwischen Not, Hoffnung und Krisen (1918 - 1938)
Die Staatsgrenze zu „Deutschösterreich“ bedeutete, wie schon ausgeführt, einen großen Einschnitt und schuf neue Probleme. Teilweise wurde zunächst versucht, illegalen Handel zu betreiben, auch andere Wege versuchte man zu gehen. Ob im Jänner 1919 der Diebstahl von Wäsche vom Dachboden, die Wäsche gehörte Lehrern, ein solcher Weg war, kann nicht mehr beurteilt werden.
Illegaler Grenzhandel
Vielleicht verleiteten auch die Preisunterschiede, Waren über die Grenze zu bringen. In Österreich kostete ein Zentner Korn 200 Kronen, Hafer 160. Diesseits der Grenze betrug der Preis für Korn und Weizen inklusive einer Ablieferungsprämie 80, Hafer und Gerste 75 Kronen. (September 1919). Ein halbes Jahr später verdoppelte die Regierung im Hinblick auf die schlechte Ernährungslage die Getreidepreise: Korn kostete nunmehr 160 Kronen, Gerste 150, Mais 120 und Kartoffel 56 Kronen.
Höchstpreise festgesetzt
Auch Höchstpreise für Fleisch werden festgesetzt: Rindfleisch 11 Kronen – Lunge 2,40, Leber, Milz, Herz 6,80, Hirn 7,20, Rindsmagen 9, Kuheuter 4 K; Kalbfleisch 10 Kronen – Lunge und Herz 6, Leber 8, Hirn 5. Im freien Handel kostet ein Paar Zugpferde 12. bis 14.000 K; ein Pferd mehr als 2 Ochsen.
Bis Dezember 1921 waren die Preise nicht unwesentlich gestiegen, je 100kg:
Weizen 400 bis 450 K, Korn 360 – 400K, Gerste 310 – 370 K, Hafer 300 K, Heu 269 – 300 K, Stroh 100 – 125 K, Erdäpfel 120 – 140 K.
Überliefert ist eine Aufstellung über die Preisentwicklung im „Landboten“ vom 2. April 1922 mit folgendem Ergebnis: Index Juli 1914 : 100; März 1922 : 1057. Auch wenn hier ein Zahlenvergleich mit den Einkommen und Löhnen fehlt, ist anzunehmen, dass diese den Preissteigerungen nachhinkten.
Im Oktober 1922 werden unter Vorsitz von Dr. Hosak von der Bezirkshauptmannschaft Krumau und mit Beteiligung von Gemeindevertretern Höchstpreise für wichtige Bedarfsartikel für die Gemeinde Glöckelberg festgesetzt. So für Rindfleisch 8 bis 10 Kronen, Schweinefleisch 16, Speck 20, Selchfleisch 24, Kalbfleisch 8 bis 10, 1l Milch 1, 60, Butter 20 Kronen, Eier 060 Heller.
Mehlkarten
Im Juli 1920 kommt es zu Schwierigkeiten mit der Mehlversorgung. Im August werden neue Mehlkarten vom Gemeindevorsteher ausgegeben. Im nächsten Jahr September 1921 werden neue Brot- und – für kurze Zeit – Mehlkarten ausgegeben. Für diese Aufgabe wurde aus dem Gemeinderat eine Kommission mit 8 Mitgliedern bestimmt. Im September 1921 werden die Zuckerkarten eingestellt, im August 1922 die Brotkarten, die Mehlkarten hatten ihre Aufgabe bereits am 1. Jänner 1922 erfüllt.
Konsumverein Glöckelberg
Am 29.12.1918 kam es zu einer konstituierenden Sitzung eines Konsumvereines für Glöckelberg mit 120 Mitgliedern, der den Anschluss an den Konsumverein Prag anstrebte. Der Chronist beendet seinen Bericht über diese Sitzung mit einem sehr eigenartigen Kommentar : „Prosit! Er möge bald eingehen.“ Schwierig ging es weiter. Aus Prag kam eine Absage, die Zentrale in Wien konnte nicht liefern. Ein Jordan Stadler eröffnet schließlich einen Gemischtwarenladen im Haus Glöckelberg 102, (Februar 1919). Zum 1. Jänner 1922 wurde der Kaufladen des Georg Rauch abgemeldet. Der Sohn wollte ihn wegen der hohen Abgaben nicht mehr weiterführen. „Die drei Konsume haben das Geschäft zugrunde gerichtet.“
Einführung der tschechischen Krone (Koruna, Abkürzung Kč) (wird in der Folge nur mit K abgekürzt)
Um diese Zeit kommt es zu Maßnahmen, das Geldwesen der Monarchie in Noten und Münzen des tschechoslowakischen Staates überzuleiten. Die Scheine wurden vom 2. bis 5. 3. 1919 eingesammelt und zur Abstempelung nach Oberplan gebracht : Aus Glöckelberg 84.000, aus Josefsthal 7.310 und aus Hüttenhof cirka 67.000 Kronen. Pro Stück wurden 40 Heller eingehoben. Damit kein Geld aus dem Ausland hereingebracht wird, war der Grenzübergang nach Ulrichsberg vom 1. bis 10 März 1919 hermetisch abgesperrt. Im September 1919 kamen neu gedruckte Geldscheine in Umlauf, die alten verloren ihre Gültigkeit.
Ab Juni 1919 verkehren die Züge wieder wie früher, die „Fahrpost“ wird zweimal am Tag abgeholt.
Von Pacht ins Eigentum
Auf Grund eines Gesetzes vom 17. Mai 1919, Z. 318, sind die seit 1901 bestehenden Pachtgrundstücke in das Eigentum der Pächter zu übertragen. Eine vom Gericht festzusetzende Entschädigung ist zu leisten. Diese Bestimmungen hatten für Glöckelberg große Bedeutung und beschäftigten in der Folge wiederholt die Gemeinde und das Gericht in Oberplan. Die Verhandlungen waren in der Folge schwierig und führten auch zu Streitigkeiten.
Arbeitslosengeld
Mit 14. August 1919 musste die Unterstützung für die Arbeitslosen zunächst eingestellt werden, im darauf folgenden Monat konnten in Glöckelberg an 38, in Josefsthal an 34 und in Hüttenhof an 36 Personen ein Arbeitslosengeld ausbezahlt werden.
Glasfabrik Josefsthal
Noch hoffte man, die Arbeitsplätze in der Glasfabrik Josefsthal zu erhalten. Im September 1919 wurde der Kamin auf 33 Meter verlängert. So konnten die Glasöfen mit Kohle beheizt werden. Im November kamen von anderen Glashütten zehn Mann, ein Meister, 9 Helfer und Glasmacher, dann wurde wieder mit der Arbeit begonnen. Ein Schürer erhielt in der Woche 100 Kronen und 3 Kronen Holzgeld. Einen Wohnungsbeitrag erhielten die Arbeiter mit Familie, die nicht in der Fabrik wohnten.
Am 24. Mai 1920 starb der Verwalter der Glasfabrik Julius Watzl. Heinrich Rodinger führte sie zunächst weiter. Die Fabrik erhielt zwei Paar Pferde und ein Paar Ochsen, so dass insgesamt 6 Pferde und vier Ochsen als Zugtiere im Einsatz waren.
Am 31. Juli 1920 wurden, nachdem Lohnforderungen erhoben worden waren, von der Verwaltung insgesamt 250.000 Kronen ausbezahlt, wobei die einzelnen Beträge zwischen 600 und 1800 Kronen lagen. „Das war schon die zweite Nachzahlung. Dafür war abends beim Poferl Wirt große Sitzung, bis 3 und 4 Uhr früh und manche gingen erst um 12 und um ½ 2 Uhr heim.“
Zwangsurlaub
Im August 1920 kommt es zu Schwierigkeiten in der Glasfabrik. Die Bestellungen blieben aus, auf Vorrat konnte nicht mehr produziert werden. Die Glasmacher mussten 14 Tage auf Urlaub gehen. Arbeiter, die 10 Jahre bei der Firma waren, erhielten den Lohn weiterbezahlt, die anderen mussten „taglöhnern“.
Die angespannte Situation geht auch aus einer Begebenheit hervor, die sich am 28. und 30. August 1920 ereignete. Die Witwe des Verwalters Watzl ließ am 28. ihre Sachen durch einen Möbelwagen der Firma Jessl aus Krumau zur Station nach Oberplan bringen. Am 30. reiste sie ab. Die Fabriksarbeiter hatten beschlossen, ihr nicht beim Verladen zu helfen. Sie durfte auch nichts von den Feldfrüchten mitnehmen, die sie auf den Fabriksgründen angebaut hatte.
Am 15. Oktober traf der neue Verwalter Beran ein, Frau und Kind kamen später.
Kündigungen
Am 29. Juni 1921 wurde die Arbeit eingestellt, die Öfen nicht mehr beheizt. Helfer und Glasmacher erhielten die Kündigung. Für den Fall eines Neuanfanges mussten die Löhne herabgesetzt werden. Abgereist sind auch neun Glasmachergesellen, die in der Glashütte in Neu-Nagelberg Arbeit erhofften. Im Laufe des Sommers kamen wieder 4 Ofenarbeiter nach Josefsthal und begannen mit der Vorbereitung der Öfen, im September wurde wieder gearbeitet. In der Folge werden Umbauarbeiten im Hüttenbereich vorgenommen.
Warnstreiks
Am 2. März 1922 kommt es in den Stölzle – Glasfabriken, also auch in Josefsthal, zu einem einstündigen Warnstreik. Die Firma hatte eine neunstündige tägliche Arbeitszeit und einen Lohnabzug gefordert. Die Fuhrwerke blieben, wo sie waren, stehen, die Glasarbeiter legten die Arbeit nieder. Im Laufe des März werden, nach Weiterführung des Streiks, durch den Verwalter Beran den Arbeitern Vermittlungsvorschläge unterbreitet. Eine Einigung wurde nicht erzielt. Am 28. März kam von der Firmenleitung mit einem Telegramm die Aufforderung, den Ofen still zu legen. Beran ersuchte um Aufschub und verhandelte neuerlich mit den Arbeitern. In dieser schwierigen Situation kam am 30.März der Bezirkshauptmann von Krumau nach Josefsthal und man erzielte eine Einigung. Ab 3. April wurde die Arbeit wieder aufgenommen.
Keine Bestellungen
Die Krise schwelte weiter. Im Juni werden wieder Glasmacher und Gesellen auf Urlaub geschickt, wieder fehlen Bestellungen für eine wirtschaftliche Fabrikation. Um diese Zeit erhielt ein Glasmachermeister wöchentlich 350 Kronen. Aber auch nach dem Urlaub kann die Arbeit nicht aufgenommen werden – keine Bestellungen. Die Arbeiter müssen „taglöhnern“. Während dieser Krise wagt man, einige Umbauten vorzunehmen. Als Grund für die schlechte Auftragslage wird der ungünstige Wechselkurs zu Österreich und Deutschland angesehen.
1 Kč = 1700 bis 2000 österreichische Kronen, bzw. 22 Mark. Die tschechische Krone ist zu teuer und damit auch die Glaswaren.
Entlassungen – neue Arbeitsverträge
Im September 1922 werden wieder Arbeiter entlassen. Im November offerierte man neue Arbeitsverträge. Beiträge für Wohnung und Holz wurden auf die Hälfte herabgesetzt. Der Niedergang ging weiter. Am 30. November erhielten weitere Arbeiter Kündigungen zum 16. Dezember. Viele hofften, dass sie nach einer Verminderung der Zahl der Arbeiter und Annahme einer Lohnverringerung doch noch weiter arbeiten könnten. Am Tag vor dem Kündigungstermin gibt die Verwaltung bekannt, dass die Kündigungen die erste Etappe für die sukzessive Schließung des Betriebes seien. Am 28 Dezember haben die Glasmacher das letzte Mal gearbeitet, bis Mitte Jänner 1923 wurden 123 Personen arbeitslos. Im Februar verkauft der Verwalter die meisten Pferde und Ochsen. Im Spätherbst werden wieder 7 Arbeiter gekündigt, nur mehr wenige werden noch beschäftigt. Am 15. Februar 1925 verlässt der Verwalter Beran Josefsthal, seine Familie wird ihm in Kürze nach Haida nachfolgen.
Verschärft wird die Krise durch die Geldentwertung in Deutschland. 100 Kč entsprechen am 12.10.1923 in Wien 212.500 österr. Kronen, in Berlin 12,5 Milliarden Mark.
Steueraufkommen
Für das Jahr 1922 wurden den Unternehmungen der Fa. Stölzle u Co. an Steuern 333.293,06 K vorgeschireben. Davon entfielen auf die Niederlassung in Prag 66.658 K, auf die Hermannshütte 83.320,27 K, auf Erdweiß 66.658,61 K, auf Suchenthal 66.658,61 und auf Josefsthal 33.329,69 K.
Am 23. Oktober 1928 wurden von Ing. Nekola aus Krumau die vom Fürst Schwarzenberg gepachteten Gründe der Glasfabrik ins Eigentum zugewiesen.
Am 18. März 1929 mussten die Glasschleifer ihre Arbeit einstellen, keine Bestellungen, kein Brennmaterial. Sie meldeten sich für die Arbeitslosenunterstützung.
Streiks
Am 15. August 1929 kamen die Glasarbeiter, die in den Glashütten in Österreich gearbeitet hatten zurück. In den Stölzle Hütten in Alt-Nagelberg, Nagelberg und Schrems wurde um höhere Löhne gestreikt.
Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage in Josefsthal wurde der Fabriksschornstein teilweise abgetragen und auf 30 Meter neu aufgebaut.
Abwanderung von Glasmacherfamilien
Am 15. Dezember 1929, am 3. Adventsonntag und auch noch am 31. Dezember packten und verluden 20 Glasmacherfamilien ihre Habe und verließen Josefsthal. Sie zogen nach Nagelberg, wo die Männer Arbeit gefunden hatten. Auch der Verwalter des Konsums in Josefsthal zog weg. Der Konsum wurde eine Zeitlang in der Weise betrieben, dass der Verwalter vom Konsum in Hüttenhof für zwei Stunden nach Josefsthal kam, während seine Frau in Hüttenhof waltete.
Das Ende
Im Juni und Juli 1930 endete entgültig der Betrieb in der Glasfabrik Josefsthal. Die Holzschuppen und Holzbaracken werden weggerissen, das Holz und die Ziegel werden verkauft, verbliebene Glassachen werden billiger abgegeben. Mit Ende Juli wurde der Betrieb bei der Steuerbehörde abgemeldet Die Glasschleifer kamen nach Suchenthal, die Glasmacher nach Köflach in der Steiermark, die Häuschen wurden verkauft. Am 31. Juli 1930 haben die Glasschleifer das letzte Mal gearbeitet. Ein schwerer Schlag für die gesamte Gemeinde.
Liquidation
Im September 1930 übernahm die Gemeinde, vertreten durch den Vorsteher Franz Schacherl, von der Firma Stölzle um 11.000 Kronen aus dem Bestand der Glasfabrik ein Häuschen, am unteren Waldrand gelegen, ins Gemeindeeigentum. Am 29. Oktober 1930 fand die Glasfabrik auch nach außen hin weit sichtbar und hörbar ihr Ende. Bereits zwei Tage vorher waren 3 Soldaten aus Prag eingetroffen. In den Fabrikskamin wurden von Maurern Löcher geschlagen und in diese 10 kg Ekrasit verteilt und zugemauert. Um 12.00 Uhr wurde die Sprengung elektrisch gezündet. Der Kamin hob sich etwas, brach in der Mitte und stürzte in sich zusammen. Viele Zuschauer hatten sich eingefunden und viele Photoapparate hielten diesen Vorgang fest. Das letzte Wahrzeichen der Hütte war verschwunden.
Fremdenverkehr – Sommerfrische und Wintersport
Ansätze für einen Fremdenverkehr gab es schon lange vor dem Jahr 1930. Nach dem Ende der Glasfabrik hoffte man auf Besucher im Sommer und auf Sportler im Winter. Der Deutsche Böhmerwaldbund entschloss sich, mehrere Objekte aus der Liquidation der Glashütte anzukaufen. In seinen Besitz gingen über das Gasthaus, das Kanzleigebäude, das Magazin, die Ätzerei und zwei kleinere Wohngebäude. Die Gebäude wurden umgebaut und gefällige Zimmer mit 1 – 4 Betten eingerichtet. Auch elektrisches Licht wurde eingeleitet. Der Strom wurde durch einen Benzinmotor erzeugt, da sich die Wasserkraft nicht bewährte. Einige Zimmer erhielten fließendes Kalt- und Warmwasser, auch ein Badezimmer und ein Wasserklosett wurden eingebaut. Ein großer Raum diente als Massenlager, das kleinere Häuschen als Studentenherberge, Burschen und Mädchen getrennt. Auch die Umgebung wurde verschönert. So ließ der Böhmerwaldbund im April 1933 Bäumchen für eine Allee entlang der Straße, wo ehemals der große Kamin stand, bis zum Gasthof, anpflanzen.
Hoher Besuch
Das Bemühen um Gäste führte am 15. Juni 1933 zu einem beachtenswerten Erfolg. Seine königliche Hoheit Prinz Heinrich von Holland, Prinzgemahl der Königin Wilhelmine, kam mit Begleitung zum Mittagessen nach Josefsthal. Er wurde von der Gemeindevertretung und vom Böhmerwaldbund begrüßt. Am Abend fuhr die Gesellschaft nach Oberplan um das Böhmerwaldmuseum zu besuchen. Zuvor führte die Landjugend einige Tänze vor und sang Lieder, die den Prinzen sehr interessierten. Die Übernachtung war in Tusset vorgesehen.
Auswirkungen der Schließung der Glasfabrik
Der Rückgang der Betriebstätigkeit in Josefsthal hatte negative Auswirkungen auf fast alle Wirtschaftszweige des Ortes, auch auf die Post. Sie wurde ab April 1926 im Rang zurückgestuft, ein Landbriefträger-Posten nicht mehr nachbesetzt und die Zustellung auf täglich ein Mal reduziert. Auch die Grenzsperre bewirkte einen Rückgang im Postverkehr. Zu Beginn des Oktobers 1927 wurde nach langwierigen Interventionen von deutschen Abgeordneten in Prag das Postwesen neu geregelt, die Ortschaft Radschin kam zur Post Glöckelberg.
Suche nach Arbeit
Wie wichtig Arbeitsplätze waren, ersieht man aus einem Angebot einer „Anglo-Bank“ die insgesamt 70.000m³ Scheiterholz aus den Wäldern zu transportieren beabsichtigte, teils mit Schlitten, dann mit Fuhrwerken. Meist war es Holz, das die Stürme des Vorjahres gerissen hatten. Zehn junge Burschen aus Glöckelberg beteiligten sich bis März 1921 an diesen Arbeiten. Das Essen wurde ihnen von den Angehörigen nachgetragen. Die Bank zahlte gut.
Im Jänner 1922 wurden im Graphitwerk in Schwarzbach 60 Arbeiter entlassen. Auch Arbeiter aus Glöckelberg waren betroffen.
Die Verschlechterung der Wirtschaftsverhältnisse war nicht nur in der Glasfabrik zu bemerken. Am 20. April 1929 fuhren 15 Mann aus Hüttenhof, 4 aus Glöckelberg in die Nähe von Karlsbad um dort im Kaolinwerk Arbeit zu finden. Im Mai zogen 20 Mann nach Wallern zum Torfstich. Nicht ungelegen war am 18. Juli 1929 eine Aufforderung des Fürsten Schwarzenberg an ledige Burschen, sich zur Waldarbeit in den Wäldern des Fürsten, außerhalb der Gemeinde, zu melden.
Nebenerwerb
Ein Nebenerwerb war das Sammeln von Beeren. Ein Kilo Schwarzbeeren wurde (1922) mit einer Krone aufgekauft, Himbeeren zunächst mit 3 bis 3,20 Kronen. Der Preis fiel aber bald auf 1,80. Im Jahre 1928 erzielte man eine Rekordernte. Für 1 kg wurden 4 bis 6,7 Kronen bezahlt, insgesamt kamen ca. 100.000 Kronen zur Auszahlung. Manche Familien nahmen 3000 Kronen und mehr ein. Sehr gering war die Ernte 1929. Im August 1931 erzielte man für 1 kg Himbeeren 1 Krone, die Ware ging nach Deutschland.
Tabakumsatz
Im Mai 1922 wurden die drei Tabaktrafiken neu ausgeschrieben. Der Verbrauch an Tabak war enorm. Im Jahre 1921 wurden im Ort Rauchwaren im Werte von 90.000 K verkauft und 9.000 Kronen Reingewinn erzielt. Am 2. Oktober 1924 eröffnete Maria Fuchs in ihrem neu erbauten Haus einen Tabakverschleiß.
Eigenjagd
Durch die Einlösung der Pachtgründe von der Herrschaft in Krumau durch die Häusler in Hüttenhof, konnten die Grundbesitzer eine Jagd begründen. Der Jagdausschuss fand am 15. Jänner 1928 statt. Der Gastwirt Friedrich Springer pachtete die Jagd um 30 Kronen.
Kleine Gewerbebetrieb geben auf
Am 14. Juli 1928 meldete Johann Stiepani sein Bäckereigewerbe ab. Er sei krank, die Geschäfte gingen nicht mehr so gut wie früher und auch der Konsum führe Brot aus „Čechen“ ein. Im Oktober hörte auch Jakob Schacherl, Land- und Gastwirt mit seiner Bäckerei auf. Sein Geselle Johann Schacherl pachtete bei Frau Stiepani die Bäckerei und meldete das Gewerbe wieder an.
Verkauf der Pachtgründe
Im April 1931 wurden zahlreiche Gründe, die früher von der Glasfabrik gepachtet waren, durch Beamte Schwarzenbergs verkauft. Mehr als 80 Kaufinteressenten hatten sich eingefunden. Je nach Qualität und Größe kostete ein Quadratmeter um die 2,30 Kronen Gründe wurden aber auch den Hegern zugeteilt. Für das Landheim der katholischen Baugenossenschaft wurde ein Acker zu 2 Kronen und eine Wiese zu 1,50 Kronen angekauft.
Der alte Glasofen wurde am 20. Mai 1931 abgebaut, Ziegel und Holz teilweise verkauft. Der Böhmerwaldbund beabsichtigte an dieser Stelle einen Spielplatz zu errichten. Die grundbücherliche Einverleibung der durch die Pächter angekauften Grundstücke erfolgte im Februar 1933. Die Verständigung ging vom Zivilgericht in Prag aus und ging über das Bezirksgericht Oberplan. In den Zuschriften, die nur in tschechischer Sprache gehalten waren, waren alle Pächter angegeben. Es führte zu hohen Portonachnahmen.
Probleme bei Wasser- und Wegerechten
Allerdings ist die Ordnung der neuen Eigentumsverhältnisse unter Bedachtnahme auf die alten Dienstbarkeiten nicht ganz reibungslos abgelaufen. Am 2. Mai 1933 beschäftigte sich eine große Kommission vor allem mit den Wege- und Wasserrechten. Vertreter der Gemeinde, der Verwaltung Schwarzenberg und viele Häusler hatten sich eingefunden. Der Böhmerwaldbund wollte seinen angekauften Grund einzäunen lassen, so dass niemand den Weg benützen und niemand mehr Wasser holen konnte.
Sprungschanze
Auf dem Weg von Josefsthal hinauf in den Wald wurde mit Bewilligung des Fürsten Schwarzenberg vom Budweiser deutschen Skiverband eine Sprungschanze gebaut, die Sprünge über 30 m ermöglichte. Am 1. August 1934 wurde sie vom Obmann des Böhmerwaldbundes und von Vertretern der Revierverwaltung besichtigt. Da aber im Dezember der Schnee ausblieb, blieben auch die Sportler aus und in Josefsthal verzeichnete man einen Umsatzverlust von 20.000 Kronen. Erst im Jänner kam der ersehnte Schnee.
Badeteich
Der immer beliebter werdenden Sommerfrische Glöckelberg – Josefsthal fehlten nicht nur eine elektrische Beleuchtung, nachteilig waren auch die schlechten Wege und Straßen, vor allem aber fehlte ein Badeteich. Der Gemeindevorsteher Ignaz Lehrer ließ auf seinem Grunde am unteren Ende des Bärenlochwaldes einen solchen anlegen, wobei auch Einheimische bei den Erdarbeiten mithalfen. Der Teich ist auf einer Seite 30,5 m, auf der anderen 26 m lang und 13 m breit, hat also die Form eines Trapezes. Das Wasser wird aus dem dort fließenden Bach bezogen.
Kleiner Wirtschaftsaufschwung
Im Laufe des Jahres 1936 war ein erhöhter Geschäftsverkehr zu bemerken. Die Krone war abgewertet und der Schilling hatte eine hohe Kaufkraft. So kamen zum Herbstkirchweihtag viele Käufer aus Österreich, so dass man an den Verkaufsständen zeitweise die Preise nur in Schilling ausrufen hörte. Auch sonst merkte man einen Aufschwung. Das Kloster in Schlägl konnte wieder Holz nach Deutschland liefern, das über den Bahnhof Oberplan transportiert wurde. Täglich passierten 8 bis 10 Lastautos die Grenze. Besitzer der Lastautos waren Unternehmer in Oberplan, Schwarzbach, Kaplitz und Budweis.
Dr. Othmar Hanke