Gedichte & Geschichten

Gedichte

Hermine Kimbacher geb Springer

Da Stoabauer und da Kulla, zwej Schwemm-Mouna hans gwen,
Ban Schwemmhäusl hans gsessn, oder in der Sunn glegn.
Duradeiani Säckl und d`Hülzschuah am Fuaß,
An Überrock  uma, bei der Kühln braucht ma´n guat.
Am Kopf a woams Tüachl, draf no an grean Huat,
Im Mäul ulweil d`Pfeifn, dös gibt an guatn Muat.

„Hulz owalossn!“, hat d`Hegarin gschrian,
Da hams glei gach angfangt si a wengal zan rührn.
D´Schlochtn afmocha hans schlejni virigrennt,
S´Griesbal tragn´s natürli a in die Händ.
Gebn in Hulz a wenig an Schupfa, daß´s wieda weita mog,
Bis hin za da Riesn, des is hult a Plag.
Aft spritzt owa s´Wassa, sou schnöll geht´s dahin,
S´Einifolln kam oan do wuhl nit in Sinn.

„Hulz einstülln! Int houms schou gnua!“
Do mochan dej zwej Mouna d´Schlochtn nochara holbn Stund zua.
Sou bleibt ea no a Zeit a wenig zan Sinniern
Und mit die Leit durt und da zan Dischkriern.
Vazült houms a gean va vagoungani Tog.
I houn ea ouft zuagloust, weil i dej oldn Gschichtn recht mog.

Und waos ma vazült houm, des sog i enk glei,
Da Kulla va san Vodan, da Stoabaur va sein Wei.
„Den letztn Bärn hot mei Voda daschossn, drent in der Hirschbergn,
Oba streiti gmocht houms eams dej groissn Herrn.“
Sou habt si da Kulla üba längst vagoungni Tog.
Is a zan habn, wonn i enk´s sog.

„D´Nani war ma ullweil liaba gwejn wia d´Mari“, hot da Stoabaur ouft gmoat.
„Mej, hobt´s denn aft d´Mari g´heirat?“houn i´n glei gfroat.
„Nujo, hot e netta um ana Kuah und drei Hea mehr g´hot, hat si nocha ergejbn,
Owa d`Nani war ma ullweil hult dou nou di liabari g´wejn.“

S´Fruahjohr geht ummi, d´Schwemm is glei gor,
Aft wird ´s Hüttal zuag´spirrt fast für a gounz Johr.
Wann oba da Winta hinauszua geht
Sitzn dej zwej Mouna va Fruah bis gor spät
Wieder ban Hüttal und blinzln in d´Sunn,
D´Pfeifn in Mäul, dös wird ea net z´dumm.

Hermine Kimbacher geb Springer

D’oldi Kulla is va dej Neuöfler nit d’Dümmeri gwejn.
Hot mehr kinna als nea san Noum schrei(b)m, do hot’s niamols nix gej(b)m.
Drum is er a Partieführa va dej Schwemmouna wo(r)n
und hot va da Stift für ulli in Louhn hoamzutrogn.

Zwoa Stund is zan gejn durn Wold af d’Scheidastroß, gor nit sou weit,
owa wia’s hult schoun is, oamal hot in Kulla s’Maschiern gor nit recht g’freit.
Drum kaft  a si  in  Salnau a Retourkoachtn und fohrt mit d’Bouhn.
Koachtn steckt er af’n Huat is Bandl, weil er’s do nit valuisn koun.


I da Forstvawoltung kriagt er glei s’Gold und hiazt hot er an Duascht.
Ban Hüblbaun Ko(r)l kaft er si drei, via Bier, a Semml und a dürri Wu(r)scht.
Wia a nocha af’n Bouhnhouf kimmt, sult er af’n Zug a guadi Stund wo(r)tn.
Am Huat steckt jo nou ulliweil sei schejni Retourkoachtn.
Er mocht si owa z’Fuaß af’n Wejg, weil eahm s’Wortn nix bringt.
I siag’n schou(n) affa gejhn no da Riesn, wia’r a in Haglstouck schwingt.
In Koupf a weng einzougn, d’linki Oxl i da Höh,
sou geht a ulliweil va da Stift hoam, sou ouft i’n daspäh.
 

Heit locht er vaschmitzt, is lusti und fidöl.
Sou guat afg’lejgt houn i’n nou nia g’seign – is wohr, meiner Söl.
„Grüaß eng Goutt, Kulla, wos g’freit eng denn sou?“
„A, d’Bouhn houn i ausgschmiert1), dej’s g’freit mi sou!“

„D’Zug wird ulliweil gwoart houn af mi, weil i a Retourkoachtn houn,
und i bin eah nit kejma, am end wortn’s nou.
D’Bouhn houn i ausgschmiert, drinnt i’da Plou(n)!
Jo woaßt Dianei, woaßt, dös g’freit mi hult schou(n).“


1) angeschmiert, überlistet, betrogen                                       (Neuofen um 1930)

Von Hermine Kimbacher, geb. Springer

Zu Ehren von Herrn Pfarrer Dr. Alois Essl, Pfarrer in Glöckelberg von 1899 bis 1936

Da Pforra va Glöckelberg, dös war hult a Moun
Wia man weit und brat nit bold finden koun.
Bundschuah am Ruckn, in Schößlfrack on,
So hon ihn ouft gehen g´segn, boafassi i´d Ploun.

Dej kurzn Kidln, dej hot da Pforra nit megn.
„Sog´s dana Muadan“ sou ha a ouft gmoat,
„Sie sul da an Soumat kaffn und stückln dei Kload“.

In Kinana hod a `s Zidanspüln g´lent,
Hod poscht und hod g´sunga, is um an Tisch g´rennt.
In sana Konzlei in Pforrhof is g´wen,
Köchin Marie in da Kuchl danebn.

Für Spiel und für Sport hod a wos überi g´hod.
Kina san kema beinoh ulli Tog.
Sej houn si dej Bolln und Springschnür aussag´huld,
Da Pforra hot´s kafft und wa´s g´wen a af d´Schuld.

Min Göld, do hod´s da Pforra überhaupt nit g´holn.
„Pforra, i brauchat a G´wand!“ dös had eam nea g´folln.
Wann d´Leit a sou g´sagt houm, gor frech wia ma scheint,
Do hod da guate Pforra jo niadamol greint.

Glei am Erschtn is a gounga zan Judn am Kunal,
Hod G´wound g´kafft, hod Schuach g´kafft und jiach mol an Schal.
Köchin Marie, sei Schwesta is s´ g´wen,
Hod g´jammat und g´klogt: „Va wos suln ma denn leben?“

Am Kranzltog  houm ma uns Körbein herg´richt,
In Guldregn dazua hod da Pforra wieda g´stift.
Fei sölba is a affigralt in Goachtn af d´Staudn,
Mia Mejnscha houm g´wort drunt af die guldanen Traubn.

Jo richti, do is jo nou da Pforravoda g´wejn.
Houmd´n überoll kennt, a draußt af da Schönebn.
In Pforrhouf hod a g´fundn sei Brot.
Sejne Hülzschuah hod a mit Soumat ausg´schlogn g´hod.

Da guadi Pforra is schou longi Zeit g´storbn.
Sei Grob hod a g´fundn in Freithof dahoam.
Von Bärnstoa oba müassat ma´s Grobkreuz segn.
Sej hom´s oba umg´haut, dej wüldn Böhm.

Und wia´r a wird eing´robn, ´s Load druckt uns schwar,
Do is a gor Dr.Dr. und Domkapitular.
Da Freithof vull Geistli und ulli segn´s guat,
Am Sorg do liegt jo –  wer glaubt´s? –  a roida Huat.

Pforra Luisl, i grüaß Di,
Du host uns vül gebn,
Uns Leit va Glöckelberg, va Hüttnhof
Und va da Schönebn!

Dieses Gedicht findet sich auch auf einer Schallplatte mit dem Titel „Hinterm Lusen“. Dort ist der Name Winter vermerkt. Vermutlich der Verfasser des Gedichtes. (Dank an Herrn Werner Kriegmaier für diese Information).

 

Oh, Ullasöln, Du stadi Zeit!

Du Tog vul Fried und Trauern!

Fia ul die liabn Bauernleit,

Drin, hinter Freidhoufmauern.

Wou af die Grawer iwarol

Die Kiaznsteckl brinan,

Wou va die Heazn wehtumvul

Die Zahan rinan.

Wou i da Nocht um zwülfi d’Leit

Voan Toinliachtan luinan,

Und wou zan Toinbetn heit

Sou schwa die Glockn wuinan.

Oh, Ullasöln, Du traute Zeit!

Du Tog vul Fried und Trauern!

Fia ul die stadn Bauernleit

Drin, hinter Freidhoufmauern.

Von Hermine Kimbacber, geb. Springer

Rupert Schröder, geprüfter Huf- und Wagenschmied, sou is g’stoundn af’n Schüld. In Glöckelberg, i da Bogossn is gwen. Da Binda Weachtl is da Nochba danebn.

Da Schröder is a g’schickta Mounn, mit’n Blosbolg facht er’s Feuer oun, damit er’s Eisn gliahn koun. Af’n Amboß schlogt er in Takt mit san G’sülln, und biagt dos Eisn noch san Wülln.

’s Kaiblzuign koun koana sou wia er? drum brauchan’s in Glöckelberg koan Viahdokta mehr. Va weit und broat kejman’s za eahm um an Rot, wonn’s Rouß nit recht tuat oda da Oix wos hod.

Am Sunnta bindt da Schröder koan Lederschurz um, er geht zan schworzn Kastl, oum i da Stubn. Durt hod er sei Glosaugn, dejs setzt er si ein, dej lejdani Augnbindn legt er is Kastl drein.

Oft geht er is Wiachthaus und vagunnt sie a Bier, wird lusti und singt gen a Liadl mit dir. A seini siebn Kina singan ulli gen, ouft hod ma’s af da Hutschn am Lindnbam g’segn.

A sunst is da Schröder a fidöla Mounn, er schwounzt gen dej Leit, wou er nea koun. Do geht er amol recht zeidi i da Friah in’s Riaweieck umi, umara Fuada für’s Viah.

Do muaß er ban Binda Weachtl vorbei. Der steht grod in Hejmad heraußt und denkt nix dabei. Er beidlt seini Flöh eine in Ground. Dej houmt’n recht plogt i da Nocht, stundnlong.

„Guadn Morgn, Weachtl!“ schreit do da Schröder recht laut Da Weachtl schrejckt si und hod long g’schaut, loßt’s Hejmad folln und vaschwindt i da Tür. Da Schröder geht weida und schmunzlt, sou kimmt’s ma wuhl für.

Sou long d’Hüttn gonga is, geht Orwat nit aus. Fuhrwagn, Herrnkutschna, a Wosserrod siagt ma ban Haus. In Noitstoll stehngan d’Rouß, dej band glei zan b’schlogn. Gnua gibt’s zan toun, da Schmied koun nit klogn.

Owa af oamol ’s gor, d’Hüttn bleibt stejh. D’Orwat wird weng, und da G’süll muaß gejh. Koa Kullnhaffn raucht mehr ban Pforrbachl int. Da Noitstoll bleibt lahr, weil koa Fuhrmounn mehr kimmt.

Dejs Hammern, dejs Klinga, dejs lustigi Singa is füa ullwei vorbei. Koa Ki af da Hutschn, koan Schmied, koan Weachtl gibt’s mehr, d’Bogossn is ausgtorbn, öd und leer.

Aus der Zeit um 1920 (Glöckelberg)  Hermine Kimbacher, geb. Springer

D’Wind waht va dej Hobaholma her, d’Schwolma san furt,koa Vougei singt mehr. D’Erdäpferlund d’Ruam wen in Kölla owig’schleppt,’s Kraut wird g’schreflt und g’houblt, nocha i d’Boudin eintret.

Hi und do wird nou drouschn, i d’Hoastubm dirrt d’Hoa,bold wird a brechtl und d’hechlt, wia’s Brau(ch) is jeds Johr.Nouvo(r)n Hirschkirchta wird Stu(b)m gweißingt und d’Sau og’stoucha, Oa(r)wat gnua – loßt si denga – für fost die gounz Woucha.

Af d’Sölwecktag hod’s ouftmols schou g’schneibt.Owa dalebt houn i’s nia, daß d’Schnee hiazt a liegn bleibtD’Stolltür, d’Saustoll und d’Heastoll wem mit Schaubstroih vamocht. D’Voda hod van Wold a Binkei Mous zuwabrocht.

Dos legt er zwischn dej Fensta, daß Kühln nit einamog,weil af’gmocht wem’s nid i dej koltn Wintatog.Heraußt wird longsoum d’Oa(r)wat gor,a i d’Stu(b)m gibt’s gnua zan oan jedn Winta im Johr.

Erdäpflsäck flicka, stricka und spinna, fedemschleißenwird ma wieda bold kinna. D’Mounna bindn Bejsn,mochan Hockastül oun,setzn Rechlzähnt ei und wos a Mounnaleit sunst nou uls kounn.

D’oldi Dichtl stüllt i d’Stu(b)m in Wejbstuhl eini,gouzn Winta wejbt er Lejwad, groubi und feini.Af d’Oufnbeng sitzn mit d’Pfeifn in Mal,wa owa a nit sou schlecht hi und do z rechta Wal.

D’Hülzschuahmocha muaß a nou kejmma af d’Stör.D’Schneida und d’Schuasta kejmman e nimmermehr.Für jedn a Poor Hülzschuah und in Vorrot a Poor,sou daß ma hult gnua houm für un’s gounzi Johr.

Weißi Weihnochtn houm man nit ullweil g’hod.Erst wonn d’Tog wochst, wochst d‘ Schnee, wonn i eng sog.’s Sitzn i d’worma Stu(b)m hört si nocha bold af.D’Hulzoa(r)wat wort no dej Feichta, oder glei a Woucha draf.

Do muaß ma wieda aussi bei Sturm und beiWind und houfft stüll und hoamli, daß ’sFruijohr bold kimm