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Die Schule ( 1918 - 1938 )

Anfangs November 1918 erkrankten Lehrer und Schüler und „fast alle Häuser“ an der Grippe. Die Schule musste für eine Woche geschlossen werden. Wie schon erwähnt, mussten schon in den ersten Wochen nach Kriegsende, alles, was an den Kaiser und an die Monarchie erinnerte, entfernt werden. Die Kaiserbilder wurden abgehängt.

Lehrer Heinrich Pascher – Chronist des Gemeinde -Gedenkbuches
Mit Erlass des Bezirksschulrates vom 11.12.1918 nahm der Lehrer Pascher nach Rückkehr aus dem Felde seine Lehrtätigkeit auf, zugleich übernahm er die Leitung der Schule. In der Folge kam es sehr häufig zu einem Wechsel im Lehrerpersonal, auch deshalb, weil im Ort keine geeignete Unterkunft zur Verfügung gestellt werden konnte.

Lehrerrat
Am 16.1.1919 konstituierte sich in Höritz ein Lehrerrat für den Krumauer Bezirk. In einer Lehrerkonferenz wird ein Erlass des Landesschulrates vom 9.1.1919 für die Volks- und Hauptschulen bekannt gegeben, wonach die Teilnahme der Schüler an religiösen Betätigungen freiwillig erfolgen müsse und keinerlei Druck ausgeübt werden dürfe.
Nach Bestellung eines Substituten  konnte ab 1.3.1919 der ganztätige Unterricht für alle Klassen aufgenommen werden.
Wie schwierig es noch war, Lehrerposten zu besetzen, ersieht man auch aus einem Vorschlag für eine Lehrstelle der zweiten Klasse vom April 1919: Der an erster Stelle vorgeschlagene Lehrer Anton Herbinger war zu dieser Zeit noch in Kriegsgefangenschaft in Sibirien.

Diensteid der Lehrer
Noch im August 1919 hatten die neu eingestellten und auf einen Leitungsposten ernannten Lehrer einen Diensteid abzulegen : Treue zur tschechoslowakischen Republik und ihrer Regierung, Achtung aller Staatsgesetze, Erfüllung der Amtspflichten nach den Gesetzen und Verordnungen, und bei allen Handlungen das Augenmerk nur auf den Vorteil des Staates und auf das Interesse des Dienstes zu richten.
Ein Jahr später, im Oktober 1920 kam es zu dem schon erwähnten Streik der deutschen Lehrer gegen die Schließung deutscher Schulen und gegen die Errichtung tschechischer Schulen bei ganz geringer Schülerzahl.

Probleme mit Schülern aus Österreich
Im Februar 1923 wird der Schulleitung von Ulrichsberg mitgeteilt, dass auf Grund eines neuen Schulgesetzes die Kinder, die von Schöneben und Sonnenwald in Glöckelberg, also im Ausland, die Schule besuchen, in Linz um Erlaubnis ansuchen müssen. Damit das Abschlusszeugnis in Österreich Gültigkeit bekommt, ist auch die Ablegung einer Prüfung erforderlich. Für die Schule in Glöckelberg brachte  der Besuch von Schülern aus Österreich auch Vorteile. Das Stift Schlägl lieferte jährlich 5m³, die (österreichischen) Gemeinden ebenfalls 5m³ Holz.

Anzahl der Schüler
Überliefert (1923) ist auch die Anzahl der Schüler, (in Klammer die Schüler aus Österreich):
1. Klasse : 15 (2);  2. Klasse : 57 (7); 3. Klasse : 66 (5); 4. Klasse : 69 (4);
Expositur Hüttenhof : 50;
Insgesamt : 257
Da im September 1925 zuwenig Schulanfänger waren, verfügte der Landesschulrat die Auflösung einer Klasse. Die Schule wurde daher nur mehr dreiklassig geführt. Im nächsten Jahr (1926) hatte sich die 1. Klasse wieder auf 56 aufgefüllt. Da in der 3. Klasse  83 Schüler waren, wurde sie in eine Mädchen- und Bubenklasse geteilt.
Das Schuljahr 1927/28 begann im September mit insgesamt 223 Schülern: 1. Klasse 70, 2. Klasse 34, 3. Klasse Knaben 30, 3. Klasse Mädchen 36; in der Expositur Hüttenhof 53 Kinder.
Im nächsten Jahr waren es insgesamt 236. Im Herbst 1929 begann das Schuljahr mit 231 Schülern, 1931 waren es 249, davon 47 in Hüttenhof. 1932 : 262, davon in Hüttenhof 51. Nur um 11 Schüler weniger (251) waren es 1933/34.

Renovierungen
Im Juni und Juli 1925 werden der Schulgarten und die Umzäunung renoviert, so dass der Schulgarten eine terrassenförmige, teilweise horizontale Lage bekam. Am Rohbau wird ein Blechdach montiert, neue Zugangstüren eingesetzt. Weitere Renovierungsarbeiten fanden im Juli 1930 statt, Fensterstöcke und Türstöcke  werden erneuert, die Wohnung des Oberlehrers angestrichen.

Grippe und Scharlach
Im September 1926 kam es zu einer Masernepidemie und die Schule in Glöckelberg wurde vom 18. bis 30. gesperrt. Bald darauf kam es auch zur Sperre der Schule in Hüttenhof, es waren nur mehr 5 Kinder in der Schule.
Im Mai 1930 trat Scharlach auf. Im Haus Nr. 44 war ein Kleinkind erkrankt. Zwei Schulkinder, die das Haus besucht hatten, durften daraufhin die Schule nicht mehr besuchen.

Einheitlicher Schulbeginn
Landesweit, daher auch für Glöckelberg, wurde 1925 in den Wintermonaten November bis Jänner, der Schulbeginn mit 8.30 Uhr festgesetzt. Die ersten zwei Unterrichtsstunden sollten jeweils 50 Minuten dauern, die anderen 45.

Eine „Radiostation“ vor der Schule
Im September 1928 ließ sich Oberlehrer Pascher eine Radiostation, vor der Schule (gemeint dürfte ein„Lautsprecher“ sein) von einer Krumauer Firma errichten. „Es ist dies das 7. Radio in Glöckelberg“.

Propaganda
Im September wurde vom Ministerium für das Schulwesen und für Volkskultur eine 15seitige Broschüre unter dem Titel : „Unsere Schulen im ersten Jahrzehnt der Čechoslowakischen Republik 1918 – 1928“ zugestellt, –eine Lobeshymne auf diese Zeit und eine verletzende Aburteilung Österreichs.

Schulsuppe
Von Jänner bis 16. März 1929 wurde in der Schule eine Suppe ausgeteilt, insgesamt waren es 1992 Portionen, die Kosten betrugen 996 Kronen. Frau Julie Kari ( auch „Kary“) hatte diese Arbeit übernommen und zur allgemeinen Zufriedenheit in diesem und in den kommenden Jahren ausgeführt.
Auch 1930 wurde die Aktion mit  1.595 Portionen fortgesetzt., im Frühjahr 1931 waren es 2.276 Portionen mit einem Kostenaufwand von 1.138 Kronen  1932 wurden vom Jänner bis einschließlich März 4995 Suppenportionen ausgeteilt, die Kosten betrugen 1998 Kronen. Die Bezirksjugendfürsorge von Oberplan beteiligte sich mit 550, Josef Poferl (vulgo „Amerikaner“) mit 400, die Caritaspfarrgruppe mit 100 Kronen und viele weitere Spender.
Vom 8. Jänner bis 17. März 1934 kamen 5.736 Suppen zur Verteilung, Kosten 2.294 Kronen, im darauf folgenden Jahr waren es 5.096 Suppen, die Kosten beliefen sich auf 2.038 Kronen. Wieder trafen zahlreiche Spenden ein. 1937 : 4778 Portionen, Kosten : 1911,20 K.

Brunnen verstopft
Im November 1931 musste der Brunnen oberhalb der Schule aufgegraben werden., was Probleme verursacht, da man den Lauf der Rohre nicht  genau kannte. Aus dem Brunnen wurde das Wasser für Schule und Pfarrhaus bezogen. Die Rohre waren verstopft, mussten gereinigt werden. Erst im April 1934 wurden die Zuleitungen, die verfault waren, durch Eisenrohre ersetzt, wobei auch die Zuleitung zum Pfarrhaus erneuert wurde. Die Verbindungen vergoss man mit Blei und verschmierte sie mit Zement.

Schüler stellen aus
Im Juni 1932 veranstaltete die Lehrerin Rosa Rinmüller aus Oberplan in der Schule eine Ausstellung von Handarbeitssachen, die während des Schuljahres angefertigt worden waren. Es waren mehrere hundert Ausstellungsstücke. Auch von den Schülern angefertigte Mehlspeisen, über tausend Stück, wurden ausgestellt und  verkauft. Der Reinerlös von 400 Kronen wurde für die Aufstellung eines neuen Ofens und für den Ankauf von Küchengerätschaften verwendet.
Im Mai 1933 erhält die Schulküche einen neuen Kachelofen. Der alte war nur ein Notofen. Für 70 Kronen wurde er verkauft. Den neuen setzte der Gemeindevorsteher Ignaz Lehrer, der auch Maurer war. Im selben Jahr, im August 1933, wurden 55 neue Bänke, je Bank zwei Sitze, angeschafft. Die alten wurden um je 3 Kronen verkauft.

Arbeitshefte
Im Mai 1934 werden von Prag Arbeitshefte der Schule zugestellt. Sie sollen für den Unterricht in Heimat- und Bürgerkunde verwendet werden, aus der Gemeinde soll alles eingetragen werden, das Geschehen in der Schule, in der Kirche, Sagen und Moden, das Bauen der Häuser, also geführt werden wie ein Ortsgedenkbuch.

Im Mai 1934 werden von Prag Arbeitshefte der Schule zugestellt. Sie sollen für den Unterricht in Heimat- und Bürgerkunde verwendet werden, aus der Gemeinde soll alles eingetragen werden, das Geschehen in der Schule, in der Kirche, Sagen und Moden, das Bauen der Häuser, also geführt werden wie ein Ortsgedenkbuch.

Hilfe durch Spenden
Zu Weihnachten 1936 erhielt die Schule wieder zahlreiche Spenden, so von der Mädchenbürgerschule in Reichenberg und eine Kiste mit 114 kg Gewicht, gespendet von der Pestalozzi Knabenschule in Brünn. Organisiert wurden diese Aktionen von der Sudetendeutschen Volkshilfe.

Schule in Sonnenwald
Im Sommer 1937 wurde (in Österreich) der Bau einer Schule für die Kinder aus Sonnenwald und Schöneben beschlossen. Bisher hatten 30 Schüler die Schule in Glöckelberg besucht. Der Hauptgrund für die beabsichtigte Errichtung war die Forderung, dass österreichische Kinder auch österreichischen Schulunterricht erhalten sollen. Die Schule sollte den Namen „Dr. Kurt Schuschniggschule“ erhalten. Am 22. September fand die  Spatenstichfeier statt.

     Dr. Othmar Hanke