6.2
Das Jahr 1939 – Der Anfang vom Ende – Krieg
Aus dem Pfarrgedenkbuch:
Georg Matzner, Seelsorger in Glöckelberg bis Oktober 1939, beschreibt die letzten zehn Monate in Glöckelberg in 9 Zeilen: „Im März viel Schnee. Es wurde das Innere der Kirche übertüncht, die Bilder gereinigt und ausgebessert, die Reinigung in der ganzen Kirche vorgenommen, mit Öl und Spiritus.
Keine Vereine
Auferstehung und Fronleichnam ohne Vereine, auch ohne Musik. Viele männliche Arbeitskräfte gingen nach Linz und in andere Orte, so dass im Sommer Knappheit an Arbeitskräften für die Ernte war.
Krieg mit Polen
Am 1. September begann der Krieg mit Polen, worauf auch England und Frankreich den Krieg an das Deutsche Reich erklärten. Polen war bis 1.10.1939 gänzlich erobert und mit Russland aufgeteilt.“
Die Pfarre war sodann vom Oktober 1939 bis 16. Jänner 1940 verwaist. An Sonn- und Feiertagen kam vom Stift Schlägl der Prior und versah den Gottesdienst.
Aus dem Gemeindegedenkbuch:
Aufnahme in die NSDAP
Der Anfang des Jahres 1939 brachte prächtiges Skiwetter, viele Sportler stellten sich ein. Das Postauto konnte nur unregelmäßig fahren. In der Gemeinde ging es vor allem um die Entgegennahme der Anträge auf Aufnahme in die NSDAP (Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei), auch die Erfassung der Frauen wurde in Angriff genommen. Diese Tätigkeiten beschäftigte die Gemeinde bis in den Frühling. Die früheren Parteien und Organisationen traten entweder in die NSDAP oder in ihre Gliederungen ein, oder wurden aufgelöst. Zu Aufnahme in die Partei mussten mehrere Bedingungen erfüllt sein, wie arische Abstammung, frühere politische Tätigkeit.
Ahnenpässe
Die Ahnenpässe wurden bis zum Jahre 1800 nachgeprüft. So stiegen viele Bewohner in der Hierarchie der Parteiorganisationen auf. Die Ortsgruppenleitung hatte zunächst ihre Kanzlei im Haus des geflüchteten Julius Schwarz, später im Gemeindehaus.
Am 7. Jänner fand der erste SA Ball beim Kreuzwirt statt. Eine Sprengabteilung der Wehrmacht sprengte die Wegsperren und Schranken.
Höchstpreise
Mit 1. Jänner wurden für verschiedene Lebensmittel und für Bekleidung Höchstpreise festgesetzt, wie für 1 Liter Milch 0,20 RM, für 1kg Teebutter 2,64.
Trauungen beim Standesamt
Mit diesem Datum hatten auch die Trauungen beim Standesamt in Krummau zu erfolgen, die Verkündigung von der Kanzel entfiel. Eine kirchliche Trauung war nach der standesamtlichen möglich.
Einmarsch in die Tschechoslowakei
Der Einmarsch in die Tschechoslowakei wird wie folgt beschrieben : „So kam es am 15. März zum Einmarsch unserer Wehrmacht in die Rest-Čechoslowakei, Böhmen und Mähren wurden zum Protektorat erklärt. In der Tschechei sollte es zu kommunistischen Unruhen kommen, Böhmen sollte Flugbasis für russische Flieger werden, Deutschland konnte diese Dinge nicht untätig geschehen lassen, da stellte der čechische Staatspräsident Hacha an den Führer das Ersuchen, Schutz und Ordnung zu übernehmen.“
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung setzte sich wie folgt zusammen: Bürgermeister (früher Vorsteher) blieb Franz Kary, Vorderglöckelberg Nr.6, Beigeordnete : Franz Eßl, Hüttenhof, Willi Poferl, Glöckelberg; Gemeinderäte : Karl Jungbauer, Vorderglöckelberg, Johann Froschauer, Glöckelberg, Joef Stutz, Josef Pranghofer, Otto Jungbauer, Alois Kary, Adolf Weiß und Rudolf Micko.
Volkszählung
Eine Volkszählung fand am 17. Mai 1939 statt und brachte für den Ort folgende Ergebnisse:
Althäuser : 211 Personen, Hüttenhof : 512; Josefsthal : 180; Neuhäuser :298; Vorderglöckelberg 120.
Zusammen 1321 Personen.
Zur Ortsgruppe gehörte auch Radschin mit 99 Einwohnern.
Internationales Motorradrennen
In den Sommermonaten brausten im Rahmen eines internationalen Motorradrennens 276 Rennfahrer, Deutsche, Franzosen, Engländer, Italiener durch den Ort. Den Ordnungsdienst hatte das NSKK übernommen (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps).
Am Tag darauf schlug ein Blitz in das „Herrenhaus“ in Sonnwald ein und zündete das Dach. Das Vieh konnte gerettet werden.
Kriegsanfang mit Polen
Im Herbst registriert der Chronikschreiber mit großen Worten den Kriegsanfang mit Polen, England und Frankreich. Zu den Auswirkungen auf den Ort schreibt er: „Dass der Krieg sich auch zuhause irgendwie auswirkte, war selbstverständlich. Einberufungen gab es, das Postauto verkehrte nur mehr einmal am Tage, denn der Wagen und auch Treibstoff wurde andernorts gebraucht. Ungewohnt war das so genannte „Verdunkeln“. Alle Fenster mussten abends, wenn in den Innenräumen der Häuser Licht brannte, mit Vorhängen aus „Verdunkelungspapier“ lichtundurchdringlich gemacht werden, auch auf der Straße durfte man mit offenem Licht nicht gehen.“
Winterhilfswerk
Im Spätherbst begann das „Winterhilfswerk“ mit dem Sammeln von Geld- und Sachspenden.
Dazu vermerkt der Chronist: „Um Treibstoff zu sparen wurde der private Autoverkehr eingestellt, nur Autos mit einem roten Winkel und Erlaubnispapieren durften diese weiter benützen, aber nur zu notwendigen Arbeiten. Man hatte aus dem Weltkrieg viel gelernt und so wurde alles gleich vom Anfang her kriegswirtschaftlich erfasst und verwaltet, nicht wie im (Ersten) Weltkrieg, wo man erst mit diesen Vorkehrungsmitteln anfing, als die Rohstoffe immer knapper wurden. Und so war auch weiterhin die Versorgung mit Lebensmitteln bedeutend besser als im Weltkrieg.“
Dr. Othmar Hanke